AOK Nordost Gesundheitsatlas: COPD

Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist eine voranschreitende Verengung der Atemwege und Zerstörung des Lungengewebes. Als häufigstes Merkmal tritt chronischer Husten, Auswurf und Atemnot auf. Der wichtigste Risikofaktor für COPD bleibt das Rauchen von Tabak. Aber auch Feinstaubbelastung stellt einen wichtigen Risikofaktor dar. Neben Rauchen und Feinstaubbelastung kann COPD aber auch durch Asthma im Kindesalter hervorgerufen werden (Steppuhn et al. 2017).

Regionale Verteilung von COPD

Die alters- und geschlechtsstandardisierte Prävalenz von COPD lag 2021 bei 5,6 Prozent. Ein Stadt-Land-Gefälle lässt sich nicht eindeutig feststellen – dazu ist die Variation sowohl innerhalb einzelner Landkreise als auch innerhalb einzelner Städte zu groß. Spitzenreiter ist hierbei Berlin mit 6,6 Prozent, gefolgt von Brandenburg (5,1 %) und Mecklenburg-Vorpommern (4,6 %).

Die höchsten Prävalenzen in Mecklenburg-Vorpommern konzentrieren sich vor allem in einigen Gemeinden der Mecklenburger-Seenplatte und von Nordwest-Mecklenburg mit mehr als 7 Prozent.

In Brandenburg befinden sich die höchsten Prävalenzen tendenziell eher in einigen Gemeinden der nördlichen Landkreise Prignitz, Ostprignitz-Ruppin und Oberhavel mit mehr als 7 Prozent. Allerdings weisen auch einige Ortsteile von Frankfurt (Oder) sehr hohe Prävalenzen auf.

Berlin weist die größte Spannbreite auf. Hier befinden sich sowohl die höchsten Prävalenzen mit mehr als 7 Prozent konzentriert in Tempelhof-Schöneberg und Wedding als auch die niedrigsten Prävalenzen mit weniger als 4 Prozent in den Randlagen Berlins.

Raumzeitliche Entwicklung von COPD

Die alters- und geschlechtsstandardisierte Prävalenz von COPD nahm über den Zeitraum von 2010 bis 2021 leicht zu. Im Jahr 2010 lag diese bei 5,1 Prozent und erhöhte sich bis 2021 auf 5,6 Prozent. Die Prävalenz nahm tendenziell eher gleichmäßig zu und bestehende Hotspots blieben bestehen. In Berlin blieben die Hotspots vor allem in Tempelhof-Schöneberg, Neukölln und Reinickendorf bestehen. Allerdings nahmen damit auch die Differenzen innerhalb Berlins zu.

Risikofaktoren von COPD

Die Ergebnisse des Regressionsmodells für COPD sind in Tab. 6 dargestellt. Unter Berücksichtigung aller Einflussfaktoren zeigt das Modell:

  • Männer haben ein 28 Prozent höheres Risiko für COPD als Frauen.
  • Mit jedem Altersjahr steigt das Risiko für COPD um 5,4 Prozent.
  • Versicherte mit ausländischer Staatsbürgerschaft haben ein 20,1 Prozent geringeres Risiko für COPD als Versicherte mit deutscher Staatsbürgerschaft.
  • Arbeitslose haben ein 11,5 Prozent höheres Risiko für COPD als Nicht-Arbeitslose.
  • Liegt eine diagnostizierte Adipositas vor, erhöht sich das Risiko für COPD um 90,4 Prozent.
  • Versicherte mit diagnostizierten psychischen und Verhaltensstörungen durch Tabak haben ein 627,9 Prozent höheres Risiko als Versicherte ohne diese Diagnose.
  • DieZahl der Hausärztinnen und Hausärzte in einer Region hat keinen signifikanten Effekt auf die Diagnosewahrscheinlichkeit von Depressionen.
  • Die Zahl der Fachinternistinnen und Fachinternisten sowie der Pneumologinnen und Pneumologen  hat keinen signifikanten Einfluss auf die Diagnosewahrscheinlichkeit von COPD.
  • Der Anteil an Berufspendelnden am Wohnort hat keinen signifikanten Einfluss auf das COPD-Risiko.
  • Der Anteil an Ein-Personen-Haushalten hat keinen signifikanten Einfluss auf das COPD-Risiko.
  • Der Anteil an Haushalten mit Kindern hat keinen signifikanten Einfluss auf das Risiko für COPD.
  • Deprivation hat einen deutlichen Einfluss auf das Risiko für COPD: Im Vergleich zu den 20 Prozent am wenigsten sozial benachteiligten Geomarkets haben Versicherte im 2. Quintil ein 1,5 Prozent höheres Risiko, im 3. Quintil ein 3,1 Prozent höheres Risiko, im 4. Quintil ein 7,8 Prozent höheres Risiko und Versicherte in den 20 Prozent am stärksten sozial benachteiligten Geomarkets ein 12,6 Prozent höheres Risiko, an COPD zu erkranken.
VariableKoeffizient95 % KI
Geschlecht: Männlich (Ref.: Weiblich)1,2801,262 – 1,297
Alter in Jahren1,0541,545 – 1,055
Ausländische Staatsbürgerschaft (Ref.: Deutsch)0,7990,780 – 0,820
Arbeitslos (Ref.: Alle anderen Versichertenarten)1,1151,089 – 1,142
Adipositas (Ref.: Kein Adipositas)1,9041,876 – 1,931
Störungen durch Tabak (Ref. Keine St. d. Tabak)7,2797,164 – 7,404
Hausärzte pro 100.000 Einwohner1,0001,000 – 1,001
Fachärztliche Internistinnen und Internisten pro 100.000 Einwohner0,9940,976 – 1,011
Pneumologinnen und Pneumologen pro 100.000 Einwohner1,0150,999 – 1,031
Anteil Berufspendelnde am Wohnort (%)0,9990,998 – 1,001
Anteil Ein-Personen-Haushalte (%)1,0001,000 – 1,001
Anteil Haushalte mit Kindern (%)1,0000,999 – 1,001
2. Deprivationsquintil (Ref. 1. Deprivationsquintil)1,0150,987 – 1,044
3. Deprivationsquintil (Ref. 1. Deprivationsquintil)1,0311,003 – 1,061
4. Deprivationsquintil (Ref. 1. Deprivationsquintil)1,0781,047 – 1,108
5. Deprivationsquintil (Ref. 1. Deprivationsquintil)1,1261,090 – 1,163
Regressionskoeffizienten für COPD. Ref. = Referenzkategorie, KI = Konfidenzintervall

Prognose von COPD bis 2040

Insgesamt wird mit einer regional sehr unterschiedlichen Entwicklung der Anzahl an COPD erkrankter Einwohnerinnen und Einwohner zu rechnen sein. In einigen Regionen wird es zu einer starken Zunahme und in anderen Regionen zu einer deutlichen Abnahme kommen.

In Berlin wird eine besonders starke und flächendeckende Zunahme zu erwarten sein.

In Mecklenburg-Vorpommern wird die Anzahl der Einwohner mit COPD in den westlichen Landkreisen deutlich steigen, während sie insbesondere in den östlichen Landkreisen deutlich abnimmt.

In Brandenburg wird bis 2032 mit einer flächendeckenden Zunahme zu rechnen sein. Während im Berliner Speckgürtel die Anzahl an COPD Erkrankten auch nach 2032 noch zunehmen wird, wird im Rest Brandenburgs ab 2032 mit einer Abnahme zu rechnen sein.

Versorgungsprodukte der AOK Nordost zu COPD

Der AOK-Curaplan COPD wurde entwickelt, um eine Verschlechterung der Krankheit zu verhindern und den Betroffenen mehr Lebensqualität zu ermöglichen. Die wichtigsten Bausteine des AOK-Programms zur COPD-Therapie:

  • Regelmäßige Patienten-Gespräche. Die Patienten besprechen gemeinsam mit dem Arzt oder der Ärztin den Behandlungsverlauf und vereinbaren Therapieziele, die auf ihre persönliche Lebens- und Krankheitssituation abgestimmt sind.
  • Koordination der medizinischen Betreuung. Der behandelnde Arzt oder die Ärztin koordiniert die gesamte Therapie der COPD. Dazu gehört auch die Einbindung von medizinischem Fachpersonal, Kliniken und weiteren an der Behandlung Beteiligten.
  • Gezielte Patientenschulungen. Die Patientinnen und Patienten lernen mit der Krankheit umzugehen, zum Beispiel in Schulungen für Atem- und Inhalationstechniken.

Die Teilnahme ist freiwillig und für AOK-Versicherte kostenfrei. Neben dem AOK-Curaplan COPD können Mitglieder der AOK Nordost auch an kostenfreien Gesundheitskursen teilnehmen, das Rauchentwöhnprogramm SQUIN durchführen oder die Lungenarztpraxis im Centrum für Gesundheit in Berlin aufsuchen. Das Handbuch „Luft zum Leben“ der AOK und des Deutschen Hausärzteverbandes informiert über Ursachen, Symptome und Risikofaktoren für COPD sowie über Behandlung, Medikamente und begleitende Therapien (AOK Nordost, 2023).