AOK Nordost Gesundheitsatlas: Depressionen

Depressionen gehören zu den am häufigsten diagnostizierten psychischen Störungen. Zu den Symptomen einer Depression gehören unter anderem Niedergeschlagenheit und weniger Lebensenergie. Depressive Symptome können unter anderem durch lebensbelastende Ereignisse und substanzbedingte Störungen, aber auch durch chronische physische Erkrankungen und Medikamente hervorgerufen werden (Bretschneider et al. 2017). Grundsätzlich wird mit dem Begriff Depressionen ein klinisches Spektrum beschrieben, welches von leichten oder unterschwelligen Symptomen bis hin zu schweren depressiven Erkrankungen reicht (Busch et al. 2013).

Regionale Verteilung von Depressionen

Die alters- und geschlechtsstandardisierte Prävalenz von Depressionen lag 2021 bei 11,8 Prozent. Ein Stadt-Land-Gefälle lässt sich hier nicht eindeutig feststellen – dazu ist die Variation sowohl innerhalb einzelner Landkreise als auch innerhalb einzelner Städte zu groß. Spitzenreiter ist hierbei Berlin mit 14,1 Prozent, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern (10,1 %) und Brandenburg (9,9 %).

Die höchsten Prävalenzen in Mecklenburg-Vorpommern konzentrieren sich nicht auf einzelne Landkreise. Nahezu alle Landkreise weisen in einigen Gemeinden überdurchschnittliche Prävalenzen von mehr als 12 Prozent auf.

In Brandenburg befinden sich die höchsten Prävalenzen deutlich konzentriert in einigen Gemeinden des Landkreises Elbe-Elster mit Prävalenzen von mehr als 18 Prozent. Alle anderen Landkreise im Land Brandenburg hingegen weisen Prävalenzen von weniger als 9 Prozent auf.

In Berlin befinden sich Prävalenzen von mehr als 18 Prozent vor allem in den westlichen Bezirken Spandau, Tempelhof-Schöneberg und Neukölln. In den östlichen und westlichen Randlagen befinden sich Kieze mit den niedrigsten Werten von weniger als 9 Prozent.

Raumzeitliche Entwicklung von Depressionen

Die alters- und geschlechtsstandardisierte Prävalenz von Depressionen nahm über den Zeitraum von 2010 bis 2021 deutlich zu. Im Jahr 2010 lag diese bei 8,4 Prozent und erhöhte sich bis 2021 auf 11,7 Prozent. Die Prävalenz nahm tendenziell eher gleichmäßig zu, wobei  bestehende Hotspots wie auch in allen Landkreisen über die Jahre eine relativ große Differenz bestehen blieb. In Berlin blieben die Hotspots vor allem in Tempelhof-Schöneberg, Neukölln und Reinickendorf bestehen. Allerdings nahm die Prävalenz in Spandau vergleichsweise schnell zu.

Risikofaktoren von Depressionen

Die Ergebnisse des Regressionsmodells für Depressionen sind in Tab. 5 dargestellt. Unter Berücksichtigung aller Einflussfaktoren zeigt das Modell:

  • Frauen haben mit 93,3 Prozent ein fast doppelt so hohes Risiko für Depressionen wie Männer.
  • Mit jedem Altersjahr steigt das Risiko für Depressionen um 3 Prozent.
  • Versicherte mit ausländischer Staatsbürgerschaft haben ein 4,3 Prozent geringeres Risiko für Depressionen als Versicherte mit deutscher Staatsbürgerschaft.
  • Arbeitslose haben ein 69,2 Prozent höheres Risiko für Depressionen als Nicht-Arbeitslose.
  • Liegt eine diagnostizierte Adipositas vor, erhöht sich das Risiko für Depressionen um 84,8 Prozent.
  • Dia Zahl der Hausärztinnen und Hausärzte in einer Region hat einen schwachen, aber signifikanten Einfluss auf die Diagnosewahrscheinlichkeit von Depressionen: Mit jedem Hausarzt und jeder Hausärztin pro 100.000 Einwohner steigt die Diagnosewahrscheinlichkeit um 0,1 Prozent.
  • Mit jedem Psychotherapeuten und jeder Psychotherapeutin pro 100.000 Einwohner steigt die Diagnosewahrscheinlichkeit um 0,6 Prozent.
  • Die Zahl der Psychiaterinnen und Psychiater sowie der Neurologinnen und Neurologen in einer Region hat einen erheblichen Einfluss auf die Diagnosewahrscheinlichkeit von Depressionen: Mit jedem Psychiater und jeder Psychiaterin sowie jeder Neurologin und jedem Neurologen pro 100.000 Einwohner steigt die Diagnosewahrscheinlichkeit um 1,8 Prozent.
  • Erhöht sich der Anteil an Berufspendelnden am Wohnort um 1 Prozent, sinkt das Risiko für Depressionen um 0,4 Prozent.
  • Steigt der Anteil an Ein-Personen-Haushalten um 1 Prozent, erhöht sich das Risiko für Depressionen um 0,2 Prozent.
  • Der Anteil an Haushalten mit Kindern hat keinen signifikanten Einfluss auf das Risiko für eine Depression.
  • Deprivation hat einen deutlichen Einfluss auf das Risiko für Depressionen: Im Vergleich zu den 20 Prozent am wenigsten sozial benachteiligten Geomarkets haben Versicherte im 2. Quintil ein 4,9 Prozent höheres Risiko, im 3. Quintil eine 7,3 Prrozent höheres Risiko, im 4. Quintil eine 8,8 Prozent höheres Risiko und Versicherte in den 20 Prozent am stärksten sozial benachteiligten Geomarkets ein 11,2 Prozent höheres Risiko, an Depressionen zu erkranken.
Variable Koeffizient 95 % KI
Geschlecht: Weiblich (Ref.: Männlich) 1,933 1,914 – 1,952
Alter in Jahren 1,030 1,030 – 1,031
Ausländische Staatsbürgerschaft (Ref.: Deutsch) 0,957 0,943 – 0,971
Arbeitslos (Ref.: Alle anderen Versichertenarten) 1,692 1,667 – 1,716
Adipositas (Ref.: Kein Adipositas) 1,848 1,826 – 1,870
Hausärzte pro 100.000 Einwohner 1,001 1,000 – 1,001
Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen pro 100.000 Einwohner 1,006 1,005 – 1,008
Psychiater, Psychiaterinnen sowie Neurologinnen und Neurologen pro 100.000 Einwohner 1,018 1,009 – 1,028
Anteil Berufspendelnde am Wohnort (%) 0,996 0,994 – 0,997
Anteil Ein-Personen-Haushalte (%) 1,002 1,001 – 1,002
Anteil Haushalte mit Kindern (%) 1,000 0,999 – 1,001
2. Deprivationsquintil (Ref. 1. Deprivationsquintil) 1,049 1,024 – 1,074
3. Deprivationsquintil (Ref. 1. Deprivationsquintil) 1,073 1,047 – 1,099
4. Deprivationsquintil (Ref. 1. Deprivationsquintil) 1,088 1,061 – 1,115
5. Deprivationsquintil (Ref. 1. Deprivationsquintil) 1,112 1,081 – 1,143
Regressionskoeffizienten für Depressionen. Ref. = Referenzkategorie, KI = Konfidenzintervall

Prognose von Depressionen bis 2040

Insgesamt wird mit einer regional sehr unterschiedlichen Entwicklung der Anzahl an Depressionen erkrankter Einwohnerinnen und Einwohner zu rechnen sein. In einigen Regionen wird es zu einer starken Zunahme und in anderen Regionen zu einer deutlichen Abnahme kommen.

In Berlin wird eine besonders starke und flächendeckende Zunahme zu erwarten sein.

In Mecklenburg-Vorpommern wird die Anzahl der Einwohnerinnen und Einwohner mit Depressionen in den östlichen Landkreisen und um Schwerin und Rostock herum zunächst deutlich steigen, bevor ab 2030 nahezu flächendeckend mit einer Abnahme zu rechnen sein wird.

In Brandenburg wird bis 2030 mit einer flächendeckenden Zunahme zu rechnen sein. Während im Berliner Speckgürtel die Zahl der Menschen mit einer Depression auch nach 2030 noch zunehmen wird, wird im Rest Brandenburgs ab 2030 mit einer Abnahme zu rechnen sein.

Versorgungsprodukte der AOK Nordost zu Depressionen

Für Versicherte der AOK Nordost und Selbstzahlende steht das Institut für psychosomatische Medizin im Centrum für Gesundheit zur Verfügung. Seit mehr als 60 Jahren werden dort Patientinnen und Patienten hochqualifiziert behandelt. Es stehen eine Vielzahl an Fachärztinnen und Fachärzten für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Verhaltenstherapeuten und -therapeutinnen sowie Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung zur Verfügung. Es wird im Einzel- und im Gruppensetting behandelt. Das Institut ist weitgehend barrierefrei zugänglich. Für Untersuchungen, die nicht unmittelbar einen Praxisbesuch erforderlich machen, bietet das CfG seit 2016 die Videosprechstunde an (AOK Nordost, 2023).

moodgym“ ist ein kostenloses Online-Training für eine stärkere Psyche. Die Übungen helfen, ungesunde Gedankenmuster zu erkennen, sie durch neue zu ersetzen und so das Handeln positiv zu verändern – nach dem Motto: „Neu denken, sich besser fühlen.“ Ziel des Programms ist es, depressive Symptome zu verringern sowie das Auftreten von Depressionen zu verhindern. „moodgym“ ist ein effektives Programm zur Vorbeugung und Linderung depressiver Symptome. Das Training kann eine ärztliche oder psychotherapeutische Behandlung sinnvoll ergänzen oder die Wartezeit bis zum Beginn einer Psychotherapie überbrücken. Zu beachten ist jedoch: „moodgym“ ersetzt keine ärztliche oder psychotherapeutische Behandlung der Depression. Daher sollte zur diagnostischen Abklärung und Behandlung depressiver Beschwerden stets medizinisches Fachpersonal aufgesucht werden (AOK Nordost, 2021).