AOK Nordost Gesundheitsatlas: Diabetes Mellitus Typ II

Typ 2 Diabetes Mellitus ist eine mittlerweile häufig vorkommende Stoffwechselerkrankung, die verschiedene gesundheitliche Komplikationen wie Nierenerkrankungen, koronare Herzkrankheit, Erblindung und diabetisches Fußsyndrom nach sich ziehen kann. Aufgrund der schweren Langzeitkomplikationen kommt dem Typ 2 Diabetes Mellitus eine besondere Bedeutung in der ambulanten Versorgung zu (Schmidt et al. 2020, Heidemann et al. 2011).

Regionale Verteilung von Typ 2 Diabetes Mellitus

Die alters- und geschlechtsstandardisierte Prävalenz von Typ 2 Diabetes Mellitus lag 2021 bei 11,6 Prozent. Insgesamt lässt sich ein leichtes Stadt-Land-Gefälle feststellen. In den ländlichen Regionen liegt die Prävalenz höher als in den größeren Städten. Spitzenreiter ist hierbei Brandenburg mit 12,1 Prozent, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern (12,0 %) und Berlin (11,1 %).

Die höchsten Prävalenzen in Mecklenburg-Vorpommern konzentrieren sich vor allem im in den Landkreisen Rostock, Mecklenburger Seenplatte und Vorpommern-Greifswald mit jeweils mehr als 12 Prozent.

In Brandenburg befinden sich die höchsten Prävalenzen vor allem im Landkreis Elbe-Elster mit Prävalenzen von mehr als 14 Prozent.  In den Landkreisen Oder-Spreewald-Lausitz und Spree-Neiße hingegen befinden sich Gemeinden mit niedrigen Prävalenzen von weniger als 10 Prozent.

In Berlin befinden sich Prävalenzen von mehr als 14 Prozent tendenziell eher im Osten und Süden und in Teilen von Pankow.

Raumzeitliche Entwicklung von Typ 2 Diabetes Mellitus

Die alters- und geschlechtsstandardisierte Prävalenz von Typ 2 Diabetes Mellitus nahm über den Zeitraum von 2010 bis 2021 leicht zu. Im Jahr 2010 lag diese bei 11,0 Prozent und erhöhte sich bis 2021 auf 11,6 Prozent. Insgesamt blieben Hotspots mit hohen Prävalenzen regional konzentriert bestehen.Der Anstieg der Prävalenz vom Typ 2 Diabetes Mellitus erfolgte tendenziell regional unterschiedlich.

Die höchsten Prävalenzen befanden sich allerdings in allen Jahren vor allem in einigen Gemeinden der Mecklenburger Seenplatte in Mecklenburg-Vorpommern und den Landkreisen Prignitz und Elbe-Elster in Brandenburg. In Berlin fand eine Verschiebung vom Osten hin zu den zentralen und westlichen Ortsteilen statt.

Risikofaktoren von Typ 2 Diabetes Mellitus

Die Ergebnisse des Regressionsmodells für Typ 2 Diabetes Mellitus sind in Tab. 2 dargestellt. Unter Berücksichtigung aller Einflussfaktoren zeigt das Modell:

  • Männer haben ein 47,6 Prozent höheres Risiko für Typ 2 Diabetes als Frauen.
  • Mit jedem Altersjahr steigt das Typ 2 Diabetes Risiko um 6,8 Prozent.
  • Versicherte mit ausländischer Staatsbürgerschaft haben ein 18,4 Prozent höheres Risiko für Typ 2 Diabetes als Versicherte mit deutscher Staatsbürgerschaft.
  • Arbeitslose haben ein 23,1 Prozent höheres Risiko für Typ 2 Diabetes Risiko als Nicht-Arbeitslose.
  • Liegt eine diagnostizierte Adipositas vor, erhöht sich das Risiko für Typ 2 Diabetes um 451,8 Prozent.
  • Dia Zahl der Hausärztinnen und Hausärzte in einer Region hat einen geringen, aber signifikanten Einfluss auf die Diagnosewahrscheinlichkeit von Typ 2 Diabetes: Mit jedem Hausarzt und jeder Hausärztin mehr pro 100.000 Einwohner erhöht sich die Diagnosewahrscheinlichkeit um 0,1 Prozent. Keinen signifikanten Einfluss auf die Diagnosewahrscheinlichkeit von Typ 2 Diabetes hingegen hat die Zahl der Fachinternistinnen und Fachinternisten sowie der Endokrinologinnen und Endokrinologen.
  • Erhöht sich der Anteil an Berufspendelnden am Wohnort um 1 Prozent, dann steigt das Risiko für Typ 2 Diabetes Risiko um 0,3 Prozent.
  • Der Anteil an Ein-Personen-Haushalten in einer Region hat keinen signifikanten Einfluss auf das Risiko für Typ 2 Diabetes.
  • Erhöht sich der Anteil an Haushalten mit Kindern um 1 Prozent, erhöht sich das Risiko für Typ 2 Diabetes um 0,2 Prozent.
  • Deprivation hat einen deutlichen Einfluss auf das Typ 2 Diabetes Risiko. Im Vergleich zu den 20 Prozent am wenigsten sozial benachteiligten Geomarkets haben Versicherte im 2. Quintil ein 2,3 Prozent höheres Risiko, im 3. Quintil ein 5,5 Prozent höheres Risiko, im 4. Quintil ein 10,4 Prozent höheres Risiko und Versicherte in den 20 Prozent am stärksten sozial benachteiligten Geomarkets ein 11,2 Prozent höheres Risiko, an Typ 2 Diabetes zu erkranken.

 

VariableKoeffizient95 % KI
Geschlecht: Männlich (Ref.: Weiblich)1,4761,461 – 1,492
Alter in Jahren1,0681,068 – 1,069
Ausländische Staatsbürgerschaft (Ref.: Deutsch)1,1841,162 – 1,207
Arbeitslos (Ref.: Alle anderen Versichertenarten)1,2311,208 – 1,255
Adipositas (Ref.: Kein Adipositas)5,5185,458 – 5,585
Hausärzte pro 100.000 Einwohner1,0011,000 – 1,001
Fachärztliche Internistinnen und Internisten pro 100.000 Einwohner1,0010,986 – 1,015
Endokrinologen und Endokrinologinnen pro 100.000 Einwohner0,9750,940 – 1,013
Anteil Berufspendelnde am Wohnort (%)1,0031,002 – 1,004
Anteil Ein-Personen-Haushalte (%)1,0001,000 – 1,001
Anteil Haushalte mit Kindern (%)1,0021,001 – 1,003
2. Deprivationsquintil (Ref. 1. Deprivationsquintil)1,0231,001 – 1,046
3. Deprivationsquintil (Ref. 1. Deprivationsquintil)1,0551,033 – 1,080
4. Deprivationsquintil (Ref. 1. Deprivationsquintil)1,1041,079 – 1,130
5. Deprivationsquintil (Ref. 1. Deprivationsquintil)1,1121,083 – 1,142
Regressionskoeffizienten für Typ 2 Diabetes Mellitus. Ref. = Referenzkategorie, KI = Konfidenzintervall

Prognose von Typ 2 Diabetes Mellitus bis 2040

Insgesamt wird eine deutliche und flächendeckende Zunahme an Einwohnern mit Typ 2 Diabetes Mellitus zu erwarten sein. Erst ab 2035 wird in einigen Regionen Brandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns mit einer Abnahme zu rechnen sein.

 

In Berlin wird eine besonders starke und flächendeckende Zunahme zu erwarten sein.

In Mecklenburg-Vorpommern wird sich die Anzahl bis 2035 in einigen Postleitzahlbereichen zuerst spürbar erhöhen, ab dem Jahr 2035 allerdings wieder abnehmen.

In Brandenburg werden vor allem im Berliner Umland die Einwohnerinnen und Einwohner mit Typ 2 Diabetes Mellitus bis 2035 spürbar zunehmen. Ab dem Jahr 2035 wird die Anzahl an Einwohner mit Typ 2 Diabetes Mellitus außerhalb des Berliner Speckgürtel deutlich abnehmen. 

Versorgungsprodukte der AOK Nordost zu Typ 2 Diabetes Mellitus

Bei der Behandlung von Typ 2 Diabetes Mellitus unterstützt die AOK Nordost Betroffene mit dem AOK Curaplan. Die Teilnahme an dem Disease-Management-Programm (DMP) ist freiwillig und kostenfrei. Zu den Bausteinen der Behandlung des Typ 2 Diabetes Mellitus gehören:

  • Eine kontinuierliche Betreuung durch Arzt oder Ärztin: Sie sind und bleiben die wichtigste Ansprechperson und koordinieren zusammen mit Patientin oder Patient die Behandlung und die Zusammenarbeit mit anderem medizinischen Fachpersonal.
  • Blick auf die Begleiterkrankungen: Die behandelnde Ärztin oder der Arzt achtet auf die Begleiterkrankungen wie beispielsweise Bluthochdruck und diabetisches Fußsyndrom.
  • Individuelle Therapieziele: Zusammen mit behandelnder Ärztin oder behandelndem Arzt werden gemeinsame Therapieziele festgelegt.
  • Schulungsprogramme: Der Patient oder die Patientin wird umfassend über Typ 2 Diabetes informiert und bekommt so Hilfe zur Selbsthilfe wie beispielsweise Ernährungsberatung und sportliche Aktivitäten, die für Diabetiker geeignet sind (AOK Nordost, 2023).