AOK Nordost Gesundheitsatlas: Hypertonie

Hypertonie (Bluthochdruck) gehört zu den am häufigsten diagnostizierten chronischen Erkrankungen sowohl in Deutschland als auch weltweit. Hypertonie ist einer der bedeutendsten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und gehört damit zu den wichtigsten Risikofaktoren der häufigsten Todesursachen im Erwachsenenalter. Hervorgerufen wird Hypertonie vor allem durch Übergewicht, hohen Salz- und Alkoholkonsum, Bewegungsmangel und Stress (Neuhauser et al. 2017). 

Regionale Verteilung von Hypertonie

Die alters- und geschlechtsstandardisierte Prävalenz von Hypertonie lag 2021 bei 28,6 Prozent. Insgesamt lässt sich ein leichtes Stadt-Land-Gefälle feststellen. In den ländlichen Regionen liegt die Prävalenz höher als in den größeren Städten. Spitzenreiter ist hierbei Mecklenburg-Vorpommern mit 31,9 Prozent, gefolgt von Brandenburg (30,5 %) und Berlin (25,4 %).

Die höchsten Prävalenzen in Mecklenburg-Vorpommern konzentrieren sich vor allem in den Landkreisen Mecklenburger Seenplatte und Vorpommern-Greifswald mit jeweils mehr als 34 Prozent.

In Brandenburg befinden sich die höchsten Prävalenzen deutlich konzentriert im Landkreis Elbe-Elster mit Prävalenzen von mehr als 34 Prozent.  In den Landkreisen Oder-Spreewald-Lausitz, Barnim, Märkisch-Oderland und Ostprignitz-Ruppin hingegen befinden sich Gemeinden mit niedrigen Prävalenzen von weniger als 10 Prozent.

In Berlin befinden sich Prävalenzen von mehr als 28 Prozent tendenziell eher in den Randlagen als im Zentrum.  

Raumzeitliche Entwicklung von Hypertonie

Die alters- und geschlechtsstandardisierte Prävalenz von Hypertonie blieb über den Zeitraum von 2010 bis 2021 grundsätzlich ähnlich. Im Jahr 2010 betrug diese 28,7 Prozent und im Jahr 2021 dann 28,4 Prozent. Insgesamt blieben Hotspots mit hohen Prävalenzen regional konzentriert bestehen.

Der Anstieg der Hypertonie-Prävalenz erfolgte regional allerdings durchaus unterschiedlich. Die höchsten Prävalenzen befanden sich in allen Jahren vor allem in einigen Gemeinden der Landkreise Mecklenburger Seenplatte und Vorpommern-Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern und dem Landkreis Elbe-Elster in Brandenburg. In Berlin wurde 2010 noch eine deutliche Trennung entlang der ehemaligen Berliner Mauer sichtbar mit höheren Prävalenzen im Osten, die sich aber im zeitlichen Verlauf auflöste.

Risikofaktoren von Hypertonie

Die Ergebnisse des Regressionsmodells für Hypertonie sind in Tab. 3 dargestellt. Unter Berücksichtigung aller Einflussfaktoren zeigt das Modell:

  • Männer haben ein 17,8 Prozent höheres Hypertonie-Risiko als Frauen.
  • Mit jedem Altersjahr steigt das Hypertonie-Risiko um 9,9 Prozent.
  • Versicherte mit ausländischer Staatsbürgerschaft haben ein 17,3 Prozent geringeres Hypertonie-Risiko als Versicherte mit deutscher Staatsbürgerschaft.
  • Arbeitslose haben ein 3,5 Prozent höheres Hypertonie-Risiko als Nicht-Arbeitslose.
  • Liegt eine diagnostizierte Adipositas vor, erhöht sich das Hypertonie-Risiko um 619,2 Prozent.
  • Dia Zahl der Hausärztinnen und Hausärzte in einer Region hat einen geringen, aber signifikanten Einfluss auf die Diagnosewahrscheinlichkeit von Hypertonie: Mit jedem Hausarzt und jeder Hausärztin mehr pro 100.000 Einwohner erhöht sich die Diagnosewahrscheinlichkeit um 0,1 Prozent.
  • Die Zahl der Fachinternistinnen und Fachinternisten  insgesamt hat einen deutlichen Einfluss auf die Diagnosewahrscheinlichkeit von Hypertonie: Mit jedem Fachinternisten und jeder Fachinternistin mehr pro 100.000 Einwohner steigt die Diagnosewahrscheinlichkeit um 2,7 Prozent.
  • Die Zahl der Kardiologen und Kardiologinnen hat einen negativen Einfluss auf die Diagnosewahrscheinlichkeit von Hypertonie: Mit jedem Kardiologen und jeder Kardiologin mehr pro 100.000 Einwohner sinkt die Diagnosewahrscheinlichkeit um 2,9 Prozent.
  • Erhöht sich der Anteil an Berufspendelnden am Wohnort um 1 Prozent, steigt das Hypertonie-Risiko um 0,4 Prozent.
  • Steigt der Anteil an Ein-Personen-Haushalten um 1 Prozent, sinkt das Hypertonie-Risiko um 0,2 Prozent.
  • Der Anteil an Haushalten mit Kindern hat keinen signifikanten Einfluss auf das Hypertonie-Risiko.
  • Deprivation hat einen deutlichen Einfluss auf das Hypertonie-Risiko: Im Vergleich zu den 20 Prozent am wenigsten sozial benachteiligten Geomarkets haben Versicherte im 2. Quintil ein 2,7 Prozent höheres Risiko, im 3. Quintil ein 5,4 Prozent höheres Risiko, im 4. Quintil ein 6,3 Prozent höheres Risiko und Versicherte in den 20 Prozent am stärksten sozial benachteiligten Geomarkets ein 7,3 Prozent höheres Risiko, an Hypertonie zu erkranken.
Variable Koeffizient 95 % KI
Geschlecht: Männlich (Ref.: Weiblich) 1,178 0,841 – 0,857
Alter in Jahren 1,099 1,097 – 1,099
Ausländische Staatsbürgerschaft (Ref.: Deutsch) 0,824 0,812 – 0,837
Arbeitslos (Ref.: Alle anderen Versichertenarten) 1,035 1,019 – 1,049
Adipositas (Ref.: Kein Adipositas) 7,192 7,092 – 7,294
Hausärzte pro 100.000 Einwohner 1,001 1,000 – 1,001
Fachärztliche Internistinnen und Internisten pro 100.000 Einwohner 1,027 1,015 – 1,041
Kardiologinnen und Kardiologen pro 100.000 Einwohner 0,971 0,962 – 0,981
Anteil Berufspendelnde am Wohnort (%) 1,004 1,003 – 1,006
Anteil Ein-Personen-Haushalte (%) 0,998 0,998 – 0,999
Anteil Haushalte mit Kindern (%) 1,000 0,999 – 1,000
2. Deprivationsquintil (Ref. 1. Deprivationsquintil) 1,027 1,007 – 1,048
3. Deprivationsquintil (Ref. 1. Deprivationsquintil) 1,054 1,034 – 1,076
4. Deprivationsquintil (Ref. 1. Deprivationsquintil) 1,063 1,041 – 1,184
5. Deprivationsquintil (Ref. 1. Deprivationsquintil) 1,073 1,047 – 1,097
Regressionskoeffizienten für Hypertonie. Ref. = Referenzkategorie, KI = Konfidenzintervall

Prognose von Hypertonie bis 2040

Insgesamt wird mit einer regional sehr unterschiedlichen Entwicklung der Anzahl an Hypertonie erkrankter Einwohner zu rechnen sein. In einigen Regionen wird es zu einer starken Zunahme und in anderen Regionen zu einer deutlichen Abnahme kommen.

In Berlin wird eine besonders starke und flächendeckende Zunahme zu erwarten sein.

In Mecklenburg-Vorpommern wird sich die Anzahl der Einwohnerinnen und Einwohner mit Hypertonie in den östlichen Landkreisen deutlich verringern, während sie um Schwerin und Rostock deutlich steigt.

In Brandenburg wird vor allem im Berliner Umland die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner mit Hypertonie bis 2040 spürbar zunehmen. In den restlichen Regionen wird die Anzahl Erkrankter hingegen deutlich zurückgehen. 

Versorgungsprodukte der AOK Nordost zu Hypertonie

Patientinnen und Patienten können sich an mittlerweile zwölf Standorten in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern unkompliziert auf eine noch unerkannte Herzschwäche untersuchen lassen. Das Projekt „Herzcheck“ bringt dabei modernste Diagnostik und fachkundiges Personal auch in dünn besiedelte Regionen. Vor Ort können sich Patientinnen und Patienten in mobilen „Herzcheck“-Trailern mittels Magnetresonanztomographie (MRT) untersuchen lassen. Das Ziel von „HerzCheck“ ist es, eine Herzinsuffizienz bei Risikopatientinnen und -patienten frühzeitig zu erkennen und so deren Prognose und Lebensqualität zu verbessern. Zudem können hohe Folgekosten einer erst spät diagnostizierten Herzinsuffizienz deutlich gesenkt oder sogar vermieden werden. MRT-Untersuchungen des Herzens sind in den brandenburgischen Orten Senftenberg, Frankfurt (Oder), Templin, Neuruppin, Eberswalde, Forst und Potsdam möglich. In Mecklenburg-Vorpommern können sich Patientinnen und Patienten in Wolgast, Ueckermünde, Stralsund, Wismar und Rostock untersuchen lassen. Termine können telefonisch unter 0331 96809190 oder über die Projektseite unter www.herzcheck.org/registrieren/ vereinbart werden (AOK Nordost, 2022).