AOK Nordost Gesundheitsatlas: Koronare Herzkrankheit

Bei der koronaren Herzkrankheit führt eine Arteriosklerose zu einer zunehmenden Verengung der Herzkranzgefäße. Dadurch kommt es zu einer unzureichenden Durchblutung des Herzmuskelgewebes. Häufige Komplikationen der koronaren Herzkrankheit sind Herzinfarkt, Herzinsuffizienz und Herzrhythmusstörungen. Die koronare Herzkrankheit führt zu einer hohen Sterblichkeit und ist sowohl in Deutschland als auch weltweit die häufigste Todesursache (Busch & Kuhnert, 2017).

Regionale Verteilung von Koronarer Herzkrankheit

Die alters- und geschlechtsstandardisierte Prävalenz von Koronarer Herzkrankheit lag 2021 bei 6,6 Prozent. Insgesamt lässt sich ein leichtes Stadt-Land-Gefälle feststellen. In den ländlichen Regionen liegt die Prävalenz höher als in den größeren Städten, wobei die Unterschiede deutlich geringer ausfallen als bei den vorher untersuchten Erkrankungen. Spitzenreiter ist hierbei Mecklenburg-Vorpommern mit 6,9 Prozent, gefolgt von Brandenburg (6,7 %) und Berlin (6,3 %).

Die höchsten Prävalenzen in Mecklenburg-Vorpommern konzentrieren sich vor allem im in den Landkreisen Rostock mit mehr als 8 Prozent und Vorpommern-Greifswald mit mehr als 7 Prozent.

In Brandenburg befinden sich die höchsten Prävalenzen deutlich konzentriert in einigen Gemeinden des Landkreises Elbe-Elster mit Prävalenzen von mehr als 10 Prozent und Ostprignitz-Ruppin mit mehr als 8 Prozent.  In den Landkreisen Havelland und Spree-Neiße hingegen befinden sich Gemeinden mit niedrigen Prävalenzen von weniger als 5,5 Prozent

In Berlin befinden sich Prävalenzen von mehr als 7 Prozent tendenziell eher in den nördlichen, östlichen und südlichen Randlagen. Im Südwesten Berlins befinden sich die niedrigsten Prävalenzen mit weniger als 5,5 Prozent.

Raumzeitliche Entwicklung von Koronarer Herzkrankheit

Die alters- und geschlechtsstandardisierte Prävalenz von Koronarer Herzkrankheit nahm über den Zeitraum von 2010 bis 2021 deutlich ab. Im Jahr 2010 lag diese bei 8,1 Prozent und sank bis 2021 auf 6,5 Prozent. In einigen Regionen nahm die Prävalenz stärker ab als in anderen Regionen. Die höchsten Prävalenzen befanden sich in allen Jahren allerdings vor allem in einigen Gemeinden des Landkreise Rostock in Mecklenburg-Vorpommern sowie in den Landkreisen Prignitz und Elbe-Elster in Brandenburg. In Berlin wurde 2010 noch eine sehr deutliche Trennung entlang der ehemaligen Berliner Mauer sichtbar mit höheren Prävalenzen im Osten, die sich aber im zeitlichen Verlauf auflöste.

Risikofaktoren von Koronarer Herzkrankheit

Die Ergebnisse des Regressionsmodells für Koronare Herzkrankheit (KHK) sind in Tab. 4 dargestellt. Unter Berücksichtigung aller Einflussfaktoren zeigt das Modell:

  • Männer haben ein 130,9 Prozent höheres KHK-Risiko als Frauen
  • Mit jedem Altersjahr steigt das KHK-Risiko um 8,8 Prozent.
  • Versicherte mit ausländischer Staatsbürgerschaft haben ein 2,8 Prozent höheres KHK-Risiko als Versicherte mit deutscher Staatsbürgerschaft.
  • Arbeitslose haben ein 16,1 Prozent höheres KHK-Risiko als Nicht-Arbeitslose.
  • Liegt eine diagnostizierte Adipositas vor, erhöht sich das KHK-Risiko um 121,2 Prozent.
  • Die Zahl der Hausärzte und Hausärztinnen in einer Region hat keinen signifikanten Einfluss auf die Diagnosewahrscheinlichkeit von KHK.
  • Die Zahl der Fachinternistinnen und –internisten in einer Region hat keinen signifikanten Einfluss auf die Diagnosewahrscheinlichkeit von KHK.
  • Die Zahl der Kardiologen und Kardiologinnen in einer Region hat einen deutlichen Einfluss auf die Diagnosewahrscheinlichkeit von KHK: Mit jedem Kardiologen und jeder Kardiologin mehr pro 100.000 Einwohner steigt die Diagnosewahrscheinlichkeit um 2,6 Prozent.
  • Erhöht sich der Anteil an Berufspendelnden am Wohnort um 1 Prozent, steigt das KHK-Risiko um 0,3 Prozent.
  • Steigt der Anteil an Ein-Personen-Haushalten um 1 Prozent, sinkt das KHK-Risiko um 0,1 Prozent.
  • Der Anteil an Haushalten mit Kindern hat keinen signifikanten Einfluss auf das KHK-Risiko.
  • Deprivation hat einen deutlichen Einfluss auf das KHK-Risiko: Im Vergleich zu den 20 Prozent am wenigsten sozial benachteiligten Geomarkets haben Versicherte im 2. Quintil ein 1,9 Prozent höheres Risiko, im 3. Quintil ein 5,1 Prozent höheres Risiko, im 4. Quintil ein 5,9 Prozent höheres Risiko und Versicherte in den 20 Prozent am stärksten sozial benachteiligten Geomarkets ein 8,5 Prozent höheres Risiko, an KHK zu erkranken.
Variable Koeffizient 95 % KI
Geschlecht: Männlich (Ref.: Weiblich) 2,309 2,282 – 2,337
Alter in Jahren 1,088 1,088 – 1,089
Ausländische Staatsbürgerschaft (Ref.: Deutsch) 1,028 1,002 – 1,054
Arbeitslos (Ref.: Alle anderen Versichertenarten) 1,161 1,131 – 1,191
Adipositas (Ref.: Kein Adipositas) 2,212 2,184 – 2,241
Hausärzte pro 100.000 Einwohner 1,000 1,000 – 1,001
Fachärztliche Internistinnen und Internisten pro 100.000 Einwohner 1,001 0,985 – 1,017
Kardiologinnen und Kardiologen pro 100.000 Einwohner 1,026 1,013 – 1,039
Anteil Berufspendelnde am Wohnort (%) 1,003 1,001 – 1,004
Anteil Ein-Personen-Haushalte (%) 0,999 0,998 – 1,000
Anteil Haushalte mit Kindern (%) 1,000 0,999 – 1,001
2. Deprivationsquintil (Ref. 1. Deprivationsquintil) 1,019 0,993 – 1,046
3. Deprivationsquintil (Ref. 1. Deprivationsquintil) 1,051 1,024 – 1,079
4. Deprivationsquintil (Ref. 1. Deprivationsquintil) 1,059 1,030 – 1,088
5. Deprivationsquintil (Ref. 1. Deprivationsquintil) 1,085 1,052 – 1,120
Regressionskoeffizienten für Koronare Herzkrankheit. Ref. = Referenzkategorie, KI = Konfidenzintervall

Prognose von Koronarer Herzkrankheit bis 2040

Insgesamt wird die Anzahl an Koronarer Herzkrankheit erkrankter Einwohnerinnen und Einwohner flächendeckend zunächst zunehmen, bis sich dieser Trend ab 2036 in einigen Regionen umkehren wird.

In Berlin wird eine besonders starke und flächendeckende Zunahme zu erwarten sein.

In Mecklenburg-Vorpommern wird sich die Anzahl der Einwohnerinnen und Einwohner mit Koronarer Herzkrankheit bis 2036 flächendeckend erhöhen. Der stärkste Zuwachs an Erkrankten wird um Rostock und Schwerin zu erwarten sein. Erst ab 2036 wird im östlichen Teil Mecklenburg-Vorpommerns eine Abnahme erwartet.

In Brandenburg wird bis 2036 eine flächendeckende Zunahme erwartet. Vor allem im Berliner Umland wird die Anzahl an Einwohnerinnen und Einwohnern mit Koronarer Herzkrankheit bis 2040 spürbar zunehmen. Erst ab 2036 wird in einigen Regionen mit einer Abnahme zu rechnen sein. 

Versorgungsprodukte der AOK Nordost zu Koronarer Herzkrankheit 

Der AOK-Curaplan KHK richtet sich an Menschen, die infolge einer Koronaren Herzerkrankung typische Symptome wie ein Engegefühl und Schmerzen in der Brust (Angina pectoris) zeigen oder bereits einen Herzinfarkt erlitten haben. Die Teilnahme am Behandlungsprogramm der AOK ist kostenfrei. Entscheiden sie sich für eine Teilnahme, füllt der Arzt zusammen mit ihnen die entsprechenden Unterlagen aus. Er informiert die Betroffenen auch über die Inhalte des Disease-Management-Programms (DMP). In der Gemeinschaftspraxis für Innere Medizin im Centrum für Gesundheit (CfG) in Berlin werden Versicherte der AOK Nordost umfassend medizinisch betreut. Ein Schwerpunkt ist die Behandlung von Koronaren Herzerkrankungen (KHK). Für einen langfristigen Therapieerfolg beraten die Ärztinnen und Ärzte über die freiwillige und kostenfreie Teilnahme am AOK-Behandlungsprogramm Curaplan Koronare Herzerkrankung (KHK).  

Zusätzlich informiert das Patientenhandbuch „Herzgesund leben“ umfassend über die Koronare Herzkrankheit (KHK). Es beschreibt, wie es zu der chronischen Erkrankung kommt, welche Beschwerden sie auslöst und welche Möglichkeiten der Behandlung es gibt. Außerdem informiert es darüber, wie Patientinnen und Patienten ihr Herz wirksam schützen können, und gibt viele praktische Tipps für einen gesundheitsbewussten Lebensstil (AOK Nordost, 2023).