AOK Nordost Gesundheitsatlas: Neubildungen

Etwa jeder zweite Mensch erkrankt im Laufe seines Lebens an Krebs und etwa jeder vierte verstirbt daran. Damit ist die Prävention, Behandlung und Nachsorge eine große Herausforderung für das Gesundheitssystem (Barnes et al. 2016). Zwar wird unter Krebs gemeinhin ein unkontrolliertes Zellwachstum verstanden, allerdings gibt es über 100 verschiedene Krebsarten, die sich sehr stark in ihrer Diagnostik, Therapie und Überlebenswahrscheinlichkeit voneinander unterscheiden (Barnes et al. 2016, Pritzkuleit et al. 2016). Dieses Kapitel betrachtet alle Neubildungen, ohne sonstige bösartige Neubildungen der Haut.

Regionale Verteilung von Neubildungen

Die alters- und geschlechtsstandardisierte Prävalenz von Neubildungen lag 2021 bei 9,5 Prozent. Ein Stadt-Land-Gefälle lässt sich nicht eindeutig feststellen – allerdings sehr starke Variationen sowohl zwischen als auch innerhalb der einzelnen Landkreise. Die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind deutlich ausgeprägt. Spitzenreiter ist Mecklenburg-Vorpommern mit 10,5 Prozent, gefolgt von Brandenburg (9,5 %) und Berlin (9,0 %).

Die höchsten Prävalenzen in Mecklenburg-Vorpommern konzentrieren sich vor allem in einigen Gemeinden der Mecklenburgischen Seenplatte, Vorpommern-Greifswald und Vorpommern-Rügen mit mehr als 12 Prozent.

In Brandenburg befinden sich die höchsten Prävalenzen von mehr als 10 Prozent vor allem in den Landkreisen Elbe-Elster, Prignitz, Uckermark und Oder-Spree.

In Berlin befinden sich hohe Prävalenzen von teilweise mehr als 10 Prozent vor allem in den Randlagen der Stadt.

Raumzeitliche Entwicklung von Neubildungen

Die alters- und geschlechtsstandardisierte Prävalenz von Neubildungen nahm über den Zeitraum von 2010 bis 2021 deutlich zu. Im Jahr 2010 lag diese bei 8,0 Prozent und erhöhte sich bis 2021 auf 9,4 Prozent. Die Prävalenz nahm tendenziell zwar regional unterschiedlich zu, dennoch blieben bereits vorhandene Hotspots bestehen. In Berlin blieben höhere Prävalenzen vor allem in den äußeren Regionen Berlins bestehen.

Risikofaktoren von Neubildungen

Die Ergebnisse des Regressionsmodells für Neubildungen sind in Tab. 9 dargestellt. Unter Berücksichtigung aller Einflussfaktoren zeigt das Modell:

  • Männer haben ein 6,1 Prozent höheres Risiko für Neubildungen als Frauen.
  • Mit jedem Altersjahr steigt das Risiko für Neubildungen um 4,3 Prozent.
  • Versicherte mit ausländischer Staatsbürgerschaft haben ein 19,8 Prozent geringeres Risiko für Neubildungen als Versicherte mit deutscher Staatsbürgerschaft.
  • Arbeitslose haben ein 18,5 Prozent geringeres Risiko für Neubildungen als Nicht-Arbeitslose.
  • Liegt eine diagnostizierte Adipositas vor, erhöht sich das Risiko für Neubildungen um 45,8 Prozent.
  • Mit jedem Hausarzt und jeder Hausärztin mehr pro 100.000 Einwohner mehr steigt die Wahrscheinlichkeit einer Diagnose von Neubildungen um 0,1 Prozent.
  • Die Zahl der Fachinternisten und Fachinternistinnen in einer Region hat keinen signifikanten Einfluss auf die Diagnosewahrscheinlichkeit von Neubildungen.
  • Steigt der Anteil an Berufspendelnden am Wohnort um 1 Prozent, senkt sich das Risiko für Neubildungen um 0,2 Prozent.
  • Steigt der Anteil an Ein-Personen-Haushalten um 1 Prozent, senkt sich das Risiko für Neubildungen um 0,3 Prozent.
  • Steigt der Anteil an Haushalten mit Kindern um 1 Prozent, senkt sich das Risiko für Neubildungen um 0,2 Prozent.
  • Deprivation hat einen deutlichen negativen Einfluss auf das Risiko für Neubildungen: Im Vergleich zu den 20 Prozent am wenigsten sozial benachteiligten Geomarkets haben Versicherte im 2. Quintil ein 1,4 Prozent geringeres Risiko, im 3. Quintil eine 2,9 Prozent geringeres Risiko, im 4. Quintil eine 4,7 Prozent geringeres Risiko und Versicherte in den 20 Prozent am stärksten sozial benachteiligten Geomarkets ein 5,5 Prozent geringeres Risiko, an Neubildungen zu erkranken.
Variable Koeffizient 95 % KI
Geschlecht: Männlich (Ref.: Weiblich) 1,061 1,050 – 1,071
Alter in Jahren 1,043 1,043 – 1,044
Ausländische Staatsbürgerschaft (Ref.: Deutsch) 0,803 0,787 – 0,818
Arbeitslos (Ref.: Alle anderen Versichertenarten) 0,815 0,800 – 0,082
Adipositas (Ref.: Kein Adipositas) 1,458 1,441 – 1,476
Hausärzte pro 100.000 Einwohner 1,001 1,000 – 1,001
Fachärztliche Internistinnen und Internisten pro 100.000 Einwohner 0,991 0,978 – 1,004
Anteil Berufspendelnde am Wohnort (%) 0,998 0,997 – 0,999
Anteil Ein-Personen-Haushalte (%) 0,997 0,996 – 0,997
Anteil Haushalte mit Kindern (%) 0.998 0,997 – 0,999
2. Deprivationsquintil (Ref. 1. Deprivationsquintil) 0,986 0,966 – 1,007
3. Deprivationsquintil (Ref. 1. Deprivationsquintil) 0,971 0,951 – 0,992
4. Deprivationsquintil (Ref. 1. Deprivationsquintil) 0,953 0,933 – 0,974
5. Deprivationsquintil (Ref. 1. Deprivationsquintil) 0,945 0,921 – 0,969
Regressionskoeffizienten für Neubildungen. Ref. = Referenzkategorie, KI = Konfidenzintervall

Prognose von Neubildungen bis 2040

Insgesamt wird mit einer regional sehr unterschiedlichen Entwicklung der Zahl von Menschen zu rechnen sein, die an Neubildungen erkranken. In einigen Regionen wird es zu einer starken Zunahme und in anderen Regionen zu einer deutlichen Abnahme kommen.

In Berlin wird eine besonders starke und flächendeckende Zunahme zu erwarten sein.

In Mecklenburg-Vorpommern wird sich die Anzahl Einwohner mit Neubildungen in den westlichen Landkreisen bis 2037 deutlich steigern, bevor es ab 2038 flächendeckend zu einer Abnahme kommen wird, mit Ausnahme von Rostock und Schwerin.

In Brandenburg wird zunächst mit einer flächendeckenden Zunahme zu rechnen sein. Die stärkste Zunahme ist dabei im Berliner Umland zu erwarten, während es in den ländlich geprägten Regionen zu einer deutlichen Abnahme kommen wird.

Versorgungsprodukte der AOK Nordost zu Neubildungen

Um die Bedeutung von Vorsorgeuntersuchungen zu unterstreichen, hat die AOK zusammen mit der Deutschen Krebsgesellschaft den Tag der Krebsvorsorge ins Leben gerufen. Er findet jedes Jahr am 28. November statt und ist Auftakt für eine Aktionswoche, in der die AOK über Ablauf und Nutzen von Vorsorgeuntersuchungen informiert – mit dem Ziel, Menschen zu motivieren, häufiger Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch zu nehmen. Der AOK Vorsorg-O-Mat hilft dabei, herauszufinden, welche Krebsvorsorge als nächstes ansteht (AOK Nordost).