AOK Nordost Gesundheitsatlas: Rückenschmerzen

Rückenscherzen sind in Deutschland und vergleichbaren Industrieländern weit verbreitet (Kuntz et al. 2017). Es wird geschätzt, dass 85 Prozent der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens mindestens einmal an Rückenschmerzen leiden (Schmidt et al. 2007). Sie zählen zu den Hauptursachen für die Inanspruchnahme des Gesundheitswesens, für eine Arbeitsunfähigkeit und die Frühberentung (Andersohn & Walker, 2016). Aufgrund der damit verbundenen Kosten und Inanspruchnahme des Gesundheitswesens kommt Rückenschmerzen in der ambulanten Versorgung eine besondere Bedeutung zu.

Regionale Verteilung von Rückenschmerzen

Die alters- und geschlechtsstandardisierte Prävalenz von Rückenschmerzen lag 2021 bei 23,6 Prozent. Ein Stadt-Land-Gefälle lässt sich hier nicht feststellen – allerdings sehr starke Variationen sowohl zwischen als auch innerhalb der einzelnen Landkreise. Die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind sehr gering. In Mecklenburg-Vorpommern liegt die Prävalenz insgesamt bei 23,3 Prozent, in Brandenburg bei 23,6 Prozent und in Berlin bei 23,7 Prozent%.

Die höchsten Prävalenzen in Mecklenburg-Vorpommern konzentrieren sich vor allem in einigen Gemeinden der Landkreise Mecklenburgische Seenplatte, Vorpommern-Greifswald und Ludwigslust-Parchim mit mehr als 27 Prozent.

In Brandenburg befinden sich die höchsten Prävalenzen von mehr als 27 Prozent vor allem in den Landkreisen Elbe-Elster, Parchim, Oder-Spree und Dahme-Spreewald.

In Berlin befinden sich hohe Prävalenzen von teilweise mehr als 24 Prozent vor allem in den Bezirken Tempelhof-Schöneberg, Neukölln, Reinickendorf und Spandau.

Raumzeitliche Entwicklung von Rückenschmerzen

Die alters- und geschlechtsstandardisierte Prävalenz von Rückenschmerzen nahm über den Zeitraum von 2010 bis 2021 leicht zu. Im Jahr 2010 lag diese bei 21,8 Prozent und erhöhte sich bis 2021 auf 23,5 Prozent. Die Prävalenz nahm tendenziell eher gleichmäßig zu und bereits ausgeprägte Hotspots blieben bestehen. In Berlin blieben die Hotspots vor allem in Tempelhof-Schöneberg, Neukölln, Reinickendorf und Spandau.

Risikofaktoren von Rückenschmerzen

Die Ergebnisse des Regressionsmodells für Rückenschmerzen sind in Tab. 8 dargestellt. Unter Berücksichtigung aller Einflussfaktoren zeigt das Modell:

  • Frauen haben ein 35,3 Prozent höheres Risiko für Rückenschmerzen als Männer
  • Mit jedem Altersjahr steigt das Risiko für Rückenschmerzen um 4,2 Prozent.
  • Versicherte mit ausländischer Staatsbürgerschaft haben ein 10,2 Prozent höheres Risiko für Rückenschmerzen als Versicherte mit deutscher Staatsbürgerschaft.
  • Arbeitslose haben ein 31,4 Prozent höheres Risiko für Rückenschmerzen als Nicht-Arbeitslose.
  • Liegt eine diagnostizierte Adipositas vor, erhöht sich das Risiko für Rückenschmerzen um 104,4 Prozent.
  • Mit jedem Hausarzt und jeder Hausärztin mehr pro 100.000 Einwohner steigt die Diagnosewahrscheinlichkeit für Rückenschmerzen um 0,1 Prozent.
  • Die Zahl der Orthopäden und Orthopädinnen in einer Region hat einen negativen Einfluss auf die Diagnosewahrscheinlichkeit von Rückenschmerzen: Mit jedem Orthopäden und jeder Orthopädin mehr pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner sinkt die Diagnosewahrscheinlichkeit um 0,6 Prozent.
  • Der Anteil an Berufspendelnden am Wohnort hat keinen signifikanten Einfluss auf das Risiko von Rückenschmerzen.
  • Steigt der Anteil an Ein-Personen-Haushalten um 1 Prozent, senkt sich das Risiko für Rückenschmerzen um 0,3 Prozent.
  • Der Anteil an Haushalten mit Kindern hat keinen signifikanten Einfluss auf das Risiko für Rückenschmerzen.
  • Deprivation hat keinen signifikanten Einfluss auf das Risiko von Rückenschmerzen.
VariableKoeffizient95 % KI
Geschlecht: Weiblich (Ref.: Männlich)1,3531,343 – 1,363
Alter in Jahren1,0421,041 – 1,042
Ausländische Staatsbürgerschaft (Ref.: Deutsch)1,1021,089 – 1,115
Arbeitslos (Ref.: Alle anderen Versichertenarten)1,3141,298 – 1,33
Adipositas (Ref.: Kein Adipositas)2,0442,024 – 2,065
Hausärzte pro 100.000 Einwohner1,0011,001 – 1,001
Orthopädinnen und Orthopäden pro 100.000 Einwohner0,9940,988 – 0,999
Anteil Berufspendelnde am Wohnort (%)1,0000,999 – 1,001
Anteil Ein-Personen-Haushalte (%)0,9970,997 – 0,998
Anteil Haushalte mit Kindern (%)1,0000,999 – 1,001
2. Deprivationsquintil (Ref. 1. Deprivationsquintil)1,0050,985 – 1,025
3. Deprivationsquintil (Ref. 1. Deprivationsquintil)1,0040,984 – 1,024
4. Deprivationsquintil (Ref. 1. Deprivationsquintil)1,0020,981 – 1,023
5. Deprivationsquintil (Ref. 1. Deprivationsquintil)1,0140,990 – 1,039
Regressionskoeffizienten für Rückenschmerzen. Ref. = Referenzkategorie, KI = Konfidenzintervall

Prognose von Rückenschmerzen bis 2040

Insgesamt wird mit einer regional sehr unterschiedlichen Entwicklung der Anzahl an Rückenschmerzen erkrankter Einwohnerinnen und Einwohner zu rechnen sein. In einigen Regionen wird es zu einer starken Zunahme und in anderen Regionen zu einer deutlichen Abnahme kommen.

In Berlin wird eine besonders starke und flächendeckende Zunahme zu erwarten sein.

In Mecklenburg-Vorpommern wird sich die Anzahl der Menschen mit Rückenschmerzen regional auf kleinräumiger Ebene sehr unterschiedlich entwickeln. Zunächst wird sich die Anzahl für einige Jahre erhöhen, bevor sie flächendeckend abnehmen wird. Lediglich um Schwerin und Rostock herum wird es auch weiterhin eine deutliche Zunahme geben.

In Brandenburg wird sich die Anzahl an Rückenschmerzen Erkrankter vor allem im Berliner Umland deutlich erhöhen, während sie in den restlichen Landkreisen deutlich abnehmen wird.

Versorgungsprodukte der AOK Nordost zu Rückenscherzen

Ob am Arbeitsplatz oder anderswo im Alltag: Die beiden Programme „Rückenaktiv“ und „Rückenaktiv im Job“ vermitteln, wie Sie sich mehr und rückenschonender bewegen. Es werden konkrete Rückenübungen vermittelt und regelmäßiges Feedback gegeben. Viele bewährte Tipps und schnelle Hilfe bei Rückenschmerzen runden das Angebot ab.

Die AOK bietet attraktive Kurse an, mit denen Sie in Bewegung kommen, Rückenübungen selbstständig trainieren oder etwas für Entspannung und Stressbewältigung tun. Die passenden AOK Gesundheitskurse in Ihrer Nähe befinden sich hier.

Akupunktur kann eine Therapie sinnvoll ergänzen. Die AOK übernimmt die Kosten der Behandlung bei chronischen Rückenschmerzen im unteren Rücken, die bis ins Knie ausstrahlen. Mehr Infos, wann Akupunktur bei Rückenschmerzen sinnvoll ist, befindet sich hier (AOK Nordost, 2023).