AOK Nordost Gesundheitsatlas: Adipositas

Unter Adipositas versteht man eine übermäßige Vermehrung des Fettgewebes im Körper. Die Weltgesundheitsorganisation definiert Übergewicht als einen Body-Mass-Index (BMI) von 25kg/m2 bis 30kg/m2 und einen BMI von mehr als 30kg/m2 als Adipositas (World Health Organization, 2000).  Adipositas ist ein wichtiger Risikofaktor für chronische Erkrankungen wie Typ 2 Diabetes Mellitus, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einzelne Krebsarten (Schienkiwitz et al. 2017).

Regionale Verteilung von Adipositas

Die Alters- und geschlechtsstandardisierte Prävalenz von Adipositas lag 2021 bei 12,7 Prozent. Insgesamt lässt sich ein deutliches Stadt-Land-Gefälle feststellen, wobei die Prävalenz in den ländlichen Regionen höher liegt als in den größeren Städten. Spitzenreiter ist hierbei Mecklenburg-Vorpommern mit 15,2 Prozent, gefolgt von Brandenburg (12,8 %) und Berlin (11,1 %).

Die höchsten Prävalenzen in Mecklenburg-Vorpommern konzentrieren sich vor allem im Norden des Landkreises Mecklenburger Seenplatte mit Prävalenzen über 22 Prozent und zu Teilen im Landkreis Vorpommern-Greifswald.

In Brandenburg befinden sich die höchsten Prävalenzen vor allem im Landkreis Elbe-Elster mit Prävalenzen von mehr als 22 Prozent. Im Verflechtungsraum der größeren Städte Berlin, Potsdam, Cottbus und Frankfurt (Oder) hingegen befinden sich die niedrigsten Prävalenzen.

In Berlin befinden sich Prävalenzen von mehr als 15 Prozent tendenziell eher im Osten und Süden der Bundeshauptstadt.

Raumzeitliche Entwicklung von Adipositas

Die alters- und geschlechtsstandardisierte Prävalenz von Adipositas nahm über den Zeitraum von 2010 bis 2021 deutlich zu. Im Jahr 2010 lag diese bei 9,2 Prozent und erhöhte sich bis 2021 auf 12,6 Prozent. Insgesamt blieben Hotspots mit hohen Prävalenzen regional konzentriert bestehen. Der Anstieg der Adipositas-Prävalenz erfolgte tendenziell regional allerdings durchaus unterschiedlich. Die höchsten Prävalenzen befanden sich in allen Jahren vor allem in einigen Gemeinden der Mecklenburger Seenplatte in Mecklenburg-Vorpommern.

Risikofaktoren von Adipositas

Die Ergebnisse des Regressionsmodells für Adipositas sind in Tab. 1 dargestellt. Unter Berücksichtigung aller Einflussfaktoren zeigt das Modell:

  • Frauen haben ein 28,5 Prozent höheres Risiko für Adipositas als Männer.
  • Mit jedem Altersjahr steigt das Adipositas Risiko um 2,5 Prozent.
  • Versicherte mit ausländischer Staatsbürgerschaft haben ein 22,3 Prozent geringeres Risiko für Adipositas als Versicherte mit deutscher Staatsbürgerschaft.
  • Arbeitslose haben ein 22 Prozent höheres Risiko für Adipositas als Nicht-Arbeitslose
  • Die Verteilung von Praxen der Hausärztinnen und Hausärzte, Fachinternistinnen und Fachinternisten sowie der Endokrinologinnen und Endokrinologen haben keinen signifikanten Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit einer Diagnose von Adipositas.
  • Steigt die Dichte der Berufspendelnden  am Wohnort der oder des Versicherten um 1 Prozent, erhöht sich das Risiko für Adipositas um 0,5 Prozent.
  • Der Anteil an Ein-Personen-Haushalten hat keinen signifikanten Einfluss auf das Adipositas Risiko
  • Steigt der Anteil an Haushalten mit Kindern um 1 Prozent, erhöht sich das Adipositas-Risiko um 0,2 Prozent.
  • Deprivation hat einen deutlichen Einfluss auf das Adipositas-Risiko. Im Vergleich zu den 20 Prozent am wenigsten sozial benachteiligten Geomarkets haben Versicherte im 2. Quintil ein 3,1 Prozent höheres Risiko, im 3. Quintil ein 7,4 Prozent höheres Risiko, im 4. Quintil ein 10,8 Prozent höheres Risiko und Versicherte in den 20 Prozent am stärksten sozial benachteiligten Geomarkets ein 12,9 Prozent höheres Risiko für Adipositas.

 

Variable Koeffizient 95 % KI
Geschlecht: Weiblich (Ref.: Männlich) 1,285 1,273 – 1,297
Alter in Jahren 1,025 1,025 – 1,025
Ausländische Staatsbürgerschaft (Ref.: Deutsch) 0,777 0,765 – 0,790
Arbeitslos (Ref.: Alle anderen Versichertenarten) 1,220 1,202 – 1,237
Hausärzte pro 100.000 Einwohner 1,000 1,000 – 1,001
Fachärztliche Internistinnen und Internisten pro 100.000 Einwohner 0,990 0,974 – 1,006
Endokrinologen und Endokrinologinnen pro 100.000 Einwohner 1,037 0,995 – 1,079
Anteil Berufspendelnde am Wohnort (%) 1,005 1,004 – 1,006
Anteil Ein-Personen-Haushalte (%) 0,999 0,999 – 1,000
Anteil Haushalte mit Kindern (%) 1,002 1,001 – 1,003
2. Deprivationsquintil (Ref. 1. Deprivationsquintil) 1,031 1,008 – 1,055
3. Deprivationsquintil (Ref. 1. Deprivationsquintil) 1,074 1,048 – 1,099
4. Deprivationsquintil (Ref. 1. Deprivationsquintil) 1,108 1,082 – 1,135
5. Deprivationsquintil (Ref. 1. Deprivationsquintil) 1,129 1,097 – 1,160
Regressionskoeffizienten für Adipositas. Ref. = Referenzkategorie, KI = Konfidenzintervall

 

Prognose von Adipositas bis 2040

Die Anzahl der Einwohnerinnen und Einwohner mit Adipositas wird sich bis 2040 regional sehr unterschiedlich entwickeln.  

Berlin verzeichnet einen besonders starken Zuwachs an Erkrankten. Bis 2040 wird in der ganzen Stadt mit einer starken Zunahme zu rechnen sein.

In Mecklenburg-Vorpommern wird sich die Anzahl bis 2040 in einigen Postleitzahl-Bereichen zuerst spürbar erhöhen, ab dem Jahr 2030 allerdings wieder abnehmen.

In Brandenburg wird vor allem im Berliner Umland die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner mit Adipositas zunehmen. In den restlichen Regionen kommt es zu einer deutlichen Abnahme.

Versorgungsprodukte der AOK Nordost zu Adipositas

Für die Versorgung von Adipositas und starkem Übergewicht bietet die AOK Nordost ein Versorgungsprogramm mit dem Ziel einer langfristigen Gewichtsreduktion an. Das Übergewicht soll mithilfe von ernährungs-, bewegungs- und verhaltenstherapeutischer Unterstützung langfristig reduziert werden. Bariatrische/metabolische Operationen sind nicht Bestandteil des Programmes. Die Teilnahme an diesem Versorgungsprogramm ist kostenfrei (AOK Nordost, 2021).